Erste Hilfe Einmaleins

Stabile Seitenlage

Dass Tier sollte bei einem medizinischen Notfall in die stabile Seitenlage gebracht werden, um die Verletzungen erstversorgen zu können. Dazu legt man den Hund auf die unverletzte Seite. Wenn der Hund bewusstlos ist, muss der Kopf in der stabilen Seitenlage tiefer gelagert werden als der Körper – dazu sollte man eine Decke oder ein Kleidungsstück unter den Brustbereich schieben. Bei Bewusstlosigkeit muss außerdem dafür gesorgt werden, dass die Atemwege frei sind, da die Zunge oder Erbrochenes in Maul- und Rachenraum zum Ersticken führen kann. Dazu muss man das Maul mit den Fingern leeren und die Zunge herausziehen, sodass sie aus dem Maul heraushängt.

Herz-Lungen-Wiederbelebung

Bei einem Herzstillstand benötigt der Hund sofort eine Herzdruckmassage und eine Beatmung durch den Ersthelfer. Dazu legt man den Hund auf die rechte Seite, der Hals muss überstreckt sein, die Zunge soll dabei aus dem Maul hängen.

  • Man kniet auf Brusthöhe vor dem Hund und platziert einen Handballen ca. 5 Zentimeter hinter dem Ellbogengelenk auf der Brust
  • Man setzt den Ballen der anderen Hand darauf und drückt mit gestreckten Armen senkrecht von oben den Brustkorb ein
  • Diesen Vorgang 30-mal wiederholen
  • 2 Massagen pro Sekunde
  • Schnelligkeit sollte dem Rhythmus von „Staying Alive“ von den Bee-Gees (100 bpm) entsprechen
  • Auf 30-mal Pumpen sollte zweimal beatmet werden

Offene Wunden

Alles von kleinen Schnittverletzungen über Bissverletzungen bis zu tiefen, lebensbedrohlichen Fleischwunden

Auch bei kleineren, harmlos wirkenden Schnittwunden und Bissverletzungen sollte man immer einen Tierarzt aufsuchen

Selbst wenn die Wunde äußerlich kleinflächig wirkt und nur leicht blutet, kann das Gewebe in tieferen Hautschichten verletzt sein, in schweren Fällen können Verletzungen der inneren Organe vorliegen.

Eine tierärztliche Versorgung der Wunde ist generell sinnvoll, um Infektionen durch Bakterien oder andere schädlichen Mikroorganismen zu vermeiden.

Offene Wunden beim Hund erstversorgen zu können, bis das Tier vom Tierarzt behandelt werden kann, ist trotzdem essentiell.

Erste Hilfe

Wenn die offene Wunde noch blutet, muss zuerst die Blutung durch Druck gestillt werden.

Dazu den Hund ruhig lagern und sterile Gaze oder ein sauberes Tuch auf die Wunde drücken, bis die Blutung stoppt.
dann mit der Reinigung der Wunde beginnen

  • Dazu die Wunde abdecken und das Fell in diesem Bereich mit einer abgerundeten Schere vorsichtig kürzen
  • Anschließend die Wunde von möglicherweise enthaltenen Fremdkörpern (Scherben oder Dornen) befreien
  • Dazu die Wunde mit Hilfe einer Taschenlampe untersuchen und die Fremdkörper mit einer Pinzette entfernen
  • Große Fremdkörper müssen operativ entfernt werden und dürfen keinesfalls vom Hundehalter selbst herausgezogen werden
  • Im Anschluss die Wunde mit steriler Gaze sowie einer verdünnten milden Wunddesinfektionslösung abtupfen um sie zu reinigen
  • Zur Desinfektion die Wunde mit Wundgaze oder einem sauberen Taschentuch trockentupfen
  • Zum Schutz vor Verunreinigung einen Verband anlegen
  • Dazu die offene Wunde mit Wundgaze abdecken
  • mit Verbandswatte polstern und mit einer Mullbinde verbinden
  • Der Verband soll rutschfest sitzen, darf aber nicht zu straff gewickelt werden, um die Blutzufuhr nicht zu behindern

Bei einer offenen, stark blutenden Wunde unverzüglich einen Tierarzt verständigen und einen Druckverband anlegen

Pfotenverletzung

Pfoten und Krallen sind gut durchblutet, hier können Verletzungen stark bluten

Liegt keine Blutung vor (weil sich das Tier etwas eingetreten hat) zeigt sich die Verletzung durch Lahmheit/eine Schonhaltung

Der Hund sollte dann nicht mehr auftreten und ruhig gehalten werden, um eine Verschlimmerung zu verhindern

  • Zur Reinigung soll man die Pfote mit kaltem, klarem Wasser / einer milden verdünnten Desinfektionslösung ausspülen
  • dann Fremdkörper, die noch in der Wunde sein können, mit einer Pinzette vorsichtig entfernen
  • dann die Wunde mit einer milden Desinfektionslösung / Desinfektionsspray für Wunden reinigen
  • abschließend die Wundfläche mit einer sterilen Wundauflage abdecken

Wichtig: die Zehen vor dem Anlegen des Verbandes einzeln polstern, um ein Zusammendrücken durch den Verband zu verhindern

  • Watte oder Wundgaze in die Zehenzwischenräume schieben
  • auch die Wolfskralle einpolstern
  • die Watte darf die offene Wunde nicht berühren
  • das Bein von unten nach oben mit Rollwatte polstern
  • mit einer Mullbinde oder einer elastischen Fixierbinde umwickeln

Hitzschlag

man spricht von Fieber, wenn die Körpertemperatur über 39°C beträgt

Hunde schwitzen nicht großflächig am Körper, sie besitzen nur an den Pfotenballen Schweißdrüsen

Die Körpertemperatur wird über das Hecheln reguliert, hier erhöht sich die Atemfrequenz von ungefähr 30 Atemzügen unter normalen Umständen auf bis zu 400 Atemzüge pro Minute

hechelt der Hund, atmet er wesentlich flacher und es gelangt nur eine sehr begrenzte Menge Luft in die Lungen

Hunde hyperventilieren nicht, sondern nützen den sogenannten „Totraum“ zwischen Maulschleimhaut, Luftröhre und Bronchien, um die zusätzliche Luft zirkulieren zu lassen und eine kühlende Verdunstung von Feuchtigkeit auf der Zunge zu erreichen

wird ein Hund für einen längeren Zeitraum hoher Hitze ausgesetzt, stößt die körpereigene Temperaturregulierung irgendwann an ihre Grenzen und der Körper überhitzt

Erkennen

Am auffälligsten ist das massive Hecheln, die Zunge hängt weit heraus, der Hund zeigt eine sehr hohe Atemfrequenz

er wirkt zunehmend apathisch, zieht sich zurück oder reagiert kaum mehr auf jegliche Reize

Wichtig bei Überhitzung und/oder Hitzschlag ist, auf eine vorsichtige Kühlung zu achten, um den Kreislauf nicht zu überlasten

Erste Hilfe

  • den Hund in den Schatten bringen, auf einem kühlen Untergrund ablegen
  • Ist er noch ansprechbar, vorsichtig und langsam mit kühlem (keinesfalls kaltem!) Wasser übergießen, beginnend bei den Pfoten.
  • Langsam den gesamten Hund übergießen, zuletzt Brustkorb und Hals.
  • Alternativ eignet sich ein kühlendes Tuch, (bitte nicht über den Hund legen, da sich darunter die vom Körper abstrahlende Hitze stauen könnte und der gegenteilige Effekt eintreten würde).
  • Eine Kühlmatte eignet sich ebenso als Unterlage.
  • beim Hund bleiben, seinen Zustand beobachten.
  • Dem Hund auch einen Napf mit frischem Wasser bereitstellen. Auch hier gilt: keinesfalls kaltes Wasser verwenden!

Sollte sich der Zustand nicht deutlich verbessern oder der Hund mehr und mehr „wegtreten“, bitte umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Ein echter Hitzschlag ist ein Notfall und bedarf fachkundiger Behandlung!

Krampfanfall

Der Anblick eines plötzlich unkontrolliert stark krampfenden Hundes ist für viele Hundehalter verständlicherweise ein Schock. Oftmals kann man seinem Liebling in einem solchem Moment auch nur beruhigend beistehen bzw. Maßnahmen ergreifen, um eventuelle Verletzungen zu vermeiden.

Erkennen

  • Der Hund taumelt, kippt um und bewegt sich auf dem Boden liegend unkontrolliert (zucken, laufen, mit den Läufen „ausschlagen“, überstrecken des Nackens)
  • sabbert sehr stark, klappert unkontrolliert mit den Zähnen
  • fiept, wimmert, jammert oder schreit
  • ist nicht ansprechbar, reagiert auf keinerlei Reize und die Situation lässt sich nicht durchbrechen

Der Anblick kann sehr verstörend und einschüchternd sein, dennoch bewahre bitte einen klaren Kopf und handle gezielt. Damit hilfst du deiner Fellnase am meisten!

Erste Hilfe

Achte auf die Umgebung:

  • schaffe genügend Platz, damit der krampfende Hund sich nicht an scharfkantigen, harten Gegenständen/Möbeln verletzt
  • sichere unbewegliche Gegenstände, die Verletzungspotenzial bieten, gegebenenfalls mit einer Decke oder Kissen
  • achte auf eine ungehinderte Atmung, verhindere, dass Gegenstände ins Maul des Hundes gelangen – fasse aber keinesfalls ins Maul, der Hund kann seine Bewegungen nicht kontrollieren und könnte dich unabsichtlich ernsthaft verletzen
  • Krampfanfälle gehen normalerweise so schnell, wie sie gekommen sind.
  • Sollte dein Hund nach ca. 7 – 10 Minuten noch krampfen, rufe umgehend einen Tierarzt!
  • Achte auch beim Transport auf ausreichend Platz und eine weiche Unterlage, um Verletzungen zu vermeiden.

Nach dem ersten Krampfanfall sollten der Hund in den nächsten Tagen genau beobachtet werden und Auffälligkeiten sollten notiert werden. Diese Notizen können dem Tierarzt bei der Ursachenfindung wichtige Hinweise liefern und erlauben auch dir, mögliche Anzeichen im Vorfeld zu erkennen.

Insektenstich

Liegt eine Insektengiftallergie vor, löst ein Stich bestenfalls nur die typischen Symptome eines Insektenstichs (Juckreiz, Rötung, Quaddeln und Schwellung der Haut) aus, die nach einigen Stunden bis zu wenigen Tagen wieder abklingen.

Kommt es bei einer vorliegenden Allergie zu einem Stich, reagiert das Immunsystem mit einer übertriebenen Abwehrreaktion. Beim Hund sind neben Insektengiften auch Medikamente sowie spezielle Futterbestandteile häufige Allergieauslöser.

Im schlimmsten Fall kann der Stich einen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock genannt) auslösen: Dies ist die stärkste Form einer allergischen Reaktion. Durch eine Freisetzung von großen Mengen an Histamin, ein Botenstoff, der u.a. für die Abwehr körperfremder Stoffe zuständig ist, kommt es zu einer schlagartigen Erweiterung der Blutgefäße, was zu einem plötzlichen Blutdruckabfall führt, was wiederum zu Herz-Kreislaufversagen sowie Atemstillstand führen kann.

Erkennen

Ein allergischer Schock beim Hund zeigt sich durch:

  • Schwäche
  • Zittern
  • Taumeln
  • Fieber
  • schnelle, flache Atmung
  • erhöhter Puls
  • blasse Schleimhäute
  • Erbrechen
  • Inkontinenz
  • Bewusstseinstrübung mit Apathie
  • Bewusstlosigkeit

Wenn sich der Stich im Hals- oder Rachenraum befindet (durch das Verschlucken einer Biene), schwellen die Schleimhäute an und es kann zu Atemproblemen und Erstickungssymptomen kommen.

Erste Hilfe

Bei ersten Anzeichen einer allergischen Reaktion:

  • den Hund zunächst beruhigen und gründlich auf eine Einstichstelle untersuchen
  • sofern er keine Atembeschwerden zeigt und es ihn nicht zusätzlich stresst, sollte man dem Hund zur Sicherheit einen Maulkorb oder eine Maulschlinge anlegen und ihn anleinen
  • Kann die Einstichstelle (zeigt sich durch Rötung und Schwellung) ausfindig gemacht werden, sollte vorsichtig der Stachel des Insekts (wenn noch vorhanden) mit einer Pinzette entfernt und der Bereich anschließend gekühlt werden
  • Bei stärkeren allergischen Reaktionen oder bei Verschlechterung des Allgemeinzustands sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden
  • Hat der Hund keine Atemprobleme, sollte der Kopf tiefer gelagert werden als der übrige Körper
  • bei Atemnot muss der Kopf höher, idealerweise fast aufrecht gelagert werden

Kreislaufprobleme

treten bei Hunden recht häufig auf

Speziell im Sommer bei schwül-heißem Wetter können auch ältere, bereits erkrankte oder genetisch vorbelastete Hunde Probleme bekommen

Erkennen

Meistens zeigt der Hund Bewegungsunlust, vielleicht hat er auch Probleme beim Aufstehen, taumelt oder kann sich nur mühsam auf den Beinen halten.

Ein sicheres Zeichen für Kreislaufprobleme sind auffallend helle Schleimhäute.

Hinweis:

Um den Kreislauf zu prüfen, drücke mit einem Finger leicht gegen das Zahnfleisch des Hundes.

Wenn der Hund gesund ist, färbt sich Zahnfleisch sofort wieder kräftig rosa, sobald der Finger entfernt wird.

Bestehen Kreislaufprobleme, ist das Zahnfleisch auch nach Sekunden noch blassrosa.

Je länger und stärker die Blässe bestehen bleibt, desto ausgeprägter ist die Kreislaufschwäche.

Umgehend einen Tierarzt aufsuchen!

Erste Hilfe

  • je nach Aufenthaltsort, den Hund in den Schatten oder an einen kühlen Ort bringen
  • darauf achten, dass der Hund Zugang zu frischer kühler Luft sowie bei Bedarf einen Napf mit frischem, kühlem Wasser hat
  • die Verabreichung von homöopathischen Tropfen zur Herz-Kreislauf-Unterstützung kann in einer Akutsituation zur Besserung verhelfen
  • zeigt der Hund Schock-Symptome (Läufe und Ohren sind auffällig kalt, er zittert und atmet sehr schnell, aber flach) lege ihn auf die rechte Seite und achte darauf, dass er seine Zunge nicht verschluckt.

Ein Schock ist ein Notfall und muss so schnellstmöglich durch einen Tierarzt behandelt werden. Je nach Transportmöglichkeit rufe entweder den Tierarzt oder suche eine Praxis auf.

Vergiftung

Selbst wenn noch so genau auf den Hund beim Spaziergang geachtet wird oder man ihn nie unbeaufsichtigt in den Garten lässt, es besteht leider immer die Gefahr einer Vergiftung. Nur ein kurzer unachtsamer Moment reicht für den Hund aus, um einen Giftköder (oder im eigenen Garten giftige Früchte oder Rattengift) aufzuschnappen. Je nach der aufgenommenen Menge und Art des Giftes können Minuten für die Prognose entscheidend sein.

Erkennen

  • Der Hund ist unruhig, versucht sich zu erbrechen, sabbert stark, schluckt/spuckt auffällig
  • Er erbricht sich, das Erbrochene besteht entweder nur aus Schaum, Spuren von Blut oder nur aus Blut
  • Er hat Durchfall, welcher ebenfalls Blutspuren enthält oder gänzlich aus Blut besteht
  • Der Hund krampft, atmet sehr schnell, sein Puls ist auffällig schnell, flach und/oder unregelmäßig
  • Er macht einen „Katzenbuckel“, was ein Zeichen für starke Schmerzen im Bauchraum ist.

Erste Hilfe

Handelt es sich um eine Vergiftung, kann man dem Hund umgehend medizinische Kohle (Kohle-Tabletten) verabreichen, um das Gift im Magen-Darm-Trakt zu binden und ein Erbrechen einzuleiten.

Liegt die Vergiftung bereits etwas zurück oder der genaue Zeitpunkt ist unsicher, hilft lediglich der direkte Weg zum Tierarzt!

Je nach Art des Giftes werden unterschiedliche Körperregionen angegriffen und im Vergiftungsfall heißt es: keine Zeit verlieren. Keinesfalls sollte man bei eindeutigen Symptomen abwarten und selbst mit Medikamenten experimentieren, denn es zählt jede Minute.

Wenn die Möglichkeit besteht, packe eine Probe des Gifts ein, sodass der Tierarzt weiß, womit er es zu tun hat und schneller entsprechende Maßnahmen ergreifen kann. Auch eine vorhandene Verpackung kann wichtige Hinweise liefern!