Von Schnauze bis Schweif: Alles rund um den Hund

Hund: Allgemeine Fakten

Hund: Haushund (Canis lupus familiaris)

  • Haustier, wird als Heim- und Nutztier gehalten
  • wilde Stammform: der Wolf
    Zeitpunkt der Domestizierung ist umstritten; wissenschaftliche Schätzungen variieren zwischen 15.000 v. Chr. und 100.000 Jahren
  • Weltweit leben ca. 500 Millionen Haushunde (etwa 75 % davon freilebend)
  • die Kontrolle der Hundepopulation ist in vielen Ländern ein Problem; freilaufende Hunde sind meistens nicht kastriert und können sie sich fast unkontrolliert vermehren
  • in einigen Ländern werden die Tiere in groß angelegten Aktionen mit Fallen oder Gift getötet, oder in Tierheime (wo oft mangelnde Versorgung herrscht) gebracht – findet sich nicht in kurzer Zeit ein neues Zuhause, werden sie auch dort getötet
  • infolge inadäquater Nahrung sind Straßenhunde dauerhaft Mangelzuständen und Krankheiten ausgesetzt

Hunde können (nach Nähe zum und sozialen Zusammenleben mit dem Menschen) in verschiedene Gruppen eingeteilt werden:

  • wild: seit tausenden Jahren wild lebend (z.B. Dingo)
  • verwildert: seit einigen Generationen wild lebend
  • freilebend ohne Besitzer: ausgesetzt worden oder von einer freilebenden Hündin geworfen
  • freilebend im Dorf (in nachbarschaftlichem Besitz): eher in Besitz mehrerer Dorfbewohner als eines einzelnen Haushalts; gemeinschaftliches kümmern
  • freilebend von einer Familie gehalten; haben einen Besitzer: in Besitz einer Familie, aber nicht in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt
  • eingeschränkt: mit Besitzer und eingeschränkter Bewegungsfreiheit

Lebenserwartung

  • Große Hunde altern schneller als kleine Hunde
  • kleine Hunde haben grundsätzlich eine höhere Lebenserwartung als große Hunde
  • Rassen wie der Dackel können bis zu 15 Jahren alt werden, in Ausnahmefällen 20 Jahre
  • Größere, schwere Rassen wie die Deutsche Dogge werden selten älter als 9 Jahre
  • Die Ursache für schnelleres Altern großer Hunderassen ist noch weitgehend ungeklärt
  • der Rekord für den ältesten Hund (Guinness-Buch der Rekorde zufolge) liegt bei 30 Jahren -> Rekordhalter ist ein Rafeiro do Alentejo (eine portugiesischen Hunderasse)

Zähne

  • Das bleibende Gebiss hat 42 Zähne
  • Zahnstellung ist bei einzelnen Hunderassen sehr variabel
  • Bei Geburt zahnlos
  • erste Milchzähne erscheinen mit den Eckzähnen ab der dritten Lebenswoche
  • Mit ca. sechs Wochen ist das Milchgebiss mit 28 Zähnen vollständig gebildet
  • Manche Zähne (z.B. die hinteren Mahlzähne) haben keine Milchzahnvorgänger
  • Zahnwechsel zum bleibenden Gebiss beginnt ab dem 3. Lebensmonat bei den Schneidezähnen
  • einen Monat später brechen die Zähne, die keine Milchzahnvorläufer haben, durch
  • ab dem fünften Monat dann die übrigen
  • abgeschlossen ist der Zahnwechsel im siebten Monat

Sozialisation

…ein Prozess, bei dem der Hund sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt, ihre Regeln kennenlernt und Bindungen eingeht

findet besonders intensiv in den ersten Lebensmonaten statt

beim Welpen finden bereits diese Prozesse statt:

  • Sozialisation mit Artgenossen (zwischenhundliche Kommunikation)
  • Sozialisation mit anderen Tieren
  • Sozialisation mit (fremden) Menschen
  • Gewöhnung an Umweltreize (Staubsauger, Sirene, Fahrradklingeln, Flugzeuge, Knallgeräusche, sowie Gewöhnung an Menschenansammlungen oder Straßenverkehr)

Das Nest verlassen

Auf Basis einer Empfehlung von Scott und Fuller aus dem Jahr 1965 entwickelte sich die Meinung, man solle Welpen spätestens acht Wochen nach der Geburt von Mutter und Geschwistern trennen

Nach neueren Erkenntnissen von Ádám Miklósi (ungarischer Verhaltensbiologe mit Schwerpunkt im Bereich Verhalten von Haushunden) gibt es keinen Grund, derart früh eine Trennung vorzunehmen, vor allem wenn beim Züchter bessere Sozialisations-Bedingungen als beim späteren Halter gegeben sind, da sich in diesem Alter die Hunde noch nicht an spezifische Menschen binden

Weiters lassen sich Hunde, die früh positive Erfahrungen mit Menschen machen, meist später besser mit anderen Menschen sozialisieren

Welpenstube

wichtigste Sozialisierungsphase des Hundes: von der 3. bis zur 12. Lebenswoche

Grundlage für Ausreifung der Sinnesorgane und Entwicklung motorischer Fähigkeiten

Sozialisation mit Artgenossen findet mit drei bis acht Wochen früher statt als die mit Menschen (5.–12. Woche)

  • Hunde lernen neue Verhaltensweisen
  • entwickeln für adulte Hunde typische Bewegungen
  • Nahrungsaufnahme-, Kot- und Harnabsatzverhalten (Stubenreinheit)
  • die arteigene Körpersprache wird erlernt
  • es zeigt sich spielerisches Bellen und Beißen
  • die Beißhemmung und das Lesen menschlicher Körpersprache wird erlernt

Entwicklung jedes Hundes wird überwiegend von Sozialisation und Erziehung bestimmt

Sozialisationsprozesse, die nicht in den ersten 14 Lebenswochen stattfinden, können nicht vollständig nachgeholt werden: Wurde ein Hund nicht bis zur 14. Lebenswoche sozialisiert, ist er praktisch weder erziehbar noch trainierbar

Mit der Sozialisierungsphase ist der Erwerb sozialer Fähigkeiten nicht abgeschlossen, diese werden nur durch lebenslange soziale Interaktionen aufrechterhalten

Körpertemperatur

Normaltemperatur zwischen 37,5 und 39 Grad Celsius

Hörsinn

≈ 15–50.000 Hz

maximale Empfindlichkeit bei 8000 Hz

können Geräuschquellen dreidimensional orten

Sehvermögen

  • können in der Dämmerung viel besser sehen als Menschen
  • horizontale Ausdehnung des Gesichtsfeldes beträgt ca. 240 Grad (Vergleich zu ca. 180 Grad beim Menschen)
  • dreidimensionaler Seh-Bereich beträgt rund 60 Grad (derjenige des Menschen: 120°)

Geruchssinn

Riechzellen: Dackel -> 125 Millionen / Schäferhund -> 220 Millionen (Mensch -> fünf Millionen)

kann in kurzen Atemzügen bis zu 300-mal pro Minute atmen

Geschmackssinn

Haushund: über 1700 Geschmacksknospen (Mensch: 9000)

Tastsinn

  • für Hunde wichtig, da über Berührungen soziale und emotionale Bindungen mit anderen Hunden und Menschen aufgebaut werden
  • Berührungen können Hunde messbar beruhigen: Puls wird langsamer und Atmung regelmäßiger

Berührungen werden vor allem über Haut und mit Hilfe ihrer „Vibrissen“ wahrgenommen

Haut zeigt zwei unterschiedliche Arten von Rezeptoren:

  • Rezeptoren für Oberflächenkontakt (befinden sich direkt unter der Haut) übertragen Bewegungen der Haare auf Rezeptoren am Haarfollikel
  • Rezeptoren für stärkeren Druck (sitzen tiefer unter der Haut)
  • Nase und Lippen reagieren besonders sensibel auf Druck, dort enden besonders viele Sinnesnerven
  • Über Pfoten können Bodenerschütterungen (z.B. nahende Schritte) wahrgenommen werden
  • Im Gesicht hat der Hund an mehreren Stellen Vibrissen (im Vergleich zu normalen Fellhaaren steifer und reichen tiefer in die Haut), an deren Basis befinden sich zahlreiche Tastrezeptoren
  • 40 Prozent des für den Tastsinn verantwortlichen Gehirnabschnittes sind für das Gesicht zuständig
  • man nimmt an, dass Vibrissen hierbei eine große Bedeutung haben
  • In Österreich ist es verboten, Vibrissen zu entfernen. Auf Ausstellungen wird das kontrolliert.
  • Hunde besitzen nur im Körperkern und Gehirn Wärmerezeptoren
  • Auf Haut und Schleimhäuten befinden sich ausschließlich Kälterezeptoren
  • Ausnahme ist die Nase, in der befinden sich Wärmerezeptoren -> diese dienen besonders Welpen dazu, nach der Geburt zur Mutter zu finden
  • Bei Berührung mit heißen Gegenständen reagieren Hunde mit Schmerzrezeptoren, nicht mit Wärmerezeptoren

Hunde empfinden (wie Menschen und andere Säugetiere) Schmerz

Zeichen für Schmerzen:

  • Winseln
  • Kläffen
  • starkes Hecheln
  • schneller Atem
  • Zittern
  • Unruhe
  • Rückzug/Aggressionen bei Berührung
  • Lecken/Benagen schmerzender Körperteile
  • schneller Puls
  • erweiterte Pupillen
  • erhöhte Körpertemperatur

Magnetsinn

Haushunde haben die Fähigkeit, das Magnetfeld der Erde wahrzunehmen

Eine Studie zeigte, dass Hunde zum Koten und Urinieren bevorzugt eine Position einnehmen, in der die Körperlängsachse entlang des Erdmagnetfelds ausgerichtet ist

Dieses Verhalten zeigt sich nur zu Zeiten des Tages, zu denen die Ausrichtung des Erdmagnetfelds sich nicht änderte

Haushunde sind die ersten Säugetiere, bei denen nachgewiesen wurde, dass sie nicht nur für das Erdmagnetfeld, sondern auch für dessen Schwankungen empfindlich sind

Fortpflanzung

  • Kleinere Hunde werden allgemein früher geschlechtsreif als Hunde großer Rassen
  • Geschlechtsreife bei Männchen und Weibchen: im Alter von 7 bis 14 Monaten
  • Läufigkeitsintervall: fünf bis neun Monate (zählen zu den „saisonal diöstrischen Tieren“)
  • Männliche Haushunde sind ab der Geschlechtsreife jederzeit deckbereit

Weiblicher Sexualzyklus

in vier Phasen unterteilt

1: Beginn der Vorbrunst (Proöstrus): es kommt zu einem Anschwellen der Vulva und Austritt von blutigem bis fleischwasserfarbigem Sekret (macht die Hündin für Rüden attraktiv)
Die Deckbereitschaft ihrerseits ist jedoch noch nicht gegeben
Vorbrunst-Dauer beträgt (individuell unterschiedlich) 4 bis 21 Tage

2: die Brunst (Östrus) wird gekennzeichnet von der Deckbereitschaft der Hündin und Fruchtbarkeit
Scheidenausfluss wird heller, die Hündin „präsentiert“ sich den Rüden (sie „steht“ und legt einladend die Rute zur Seite = Standhitze)
Phase der Brunst beträgt zwei bis zwölf Tage
Vorbrunst + Brunst = Läufigkeit

3: Metöstrus: in dessen Verlauf erfolgen über eine Dauer von 9-12 Wochen Rückbildungs- und Regenerationsvorgänge an der Gebärmutter

4: In der vierten Phase (Anöstrus) fehlt jegliche sexuelle Aktivität
Dauer: zwei bis sechs Monate

Paarung

es kommt zum charakteristischen „Hängen“:
Der Penis des Rüden besitzt an der Basis der Eichel einen speziellen Schwellkörper, den „Knoten“ (Bulbus glandis)

Dieser schwillt nach erfolgter Penetration der Hündin derart an, dass ein Herausziehen des Penis nach der Ejakulation vorerst nicht möglich ist

VERLETZUNGSGEFAHR! nicht gewaltsam vornehmen!

Bis zum Abschwellen des Knotens bleiben die Hinterteile der Tiere daher verbunden

  • „Hängen“ dauert bis zu 30 Minuten
  • verschafft Spermien einen Vorsprung vor denen eventueller nachfolgender Rüden

Trächtigkeit

  • durchschnittliche Trächtigkeitsdauer der Hündin: 63 bis 65 Tage
  • Anzahl der Welpen pro Wurf: (schwankt nach Rasse) zwischen drei und zwölf Welpen
  • Verhältnis zwischen Gesamtgewicht des Wurfs und Körpergewicht des Muttertiers liegt durchschnittlich bei 10–15 %